Viele
Menschen tun sich schwer, sich zu entscheiden. Der Grund ist, dass sie keinen
Fehler machen wollen. Ich muss aber Entscheidungen treffen, auch wenn die
Gefahr einer Fehlentscheidung besteht. Denn wenn ich keine Entscheidung treffe,
mache ich den größten Fehler. Dann geht gar nichts mehr voran. Von Anselm Grün
Wie schon erwaehnt ueberschlug sich von nun an alles. Bereits 8 Wochen
spaeter hatten wir die LMO im Email-Postfach und die eletronischen Flugtickets
fuer Ende Jan.210. Peter und ich befanden uns im Wechselbad der Gefuehle.
Einerseits die Aussicht auf ein (besseres?) Leben mit evtl. anderen oder einfacheren
Problemen sowie ein Neuanfang, anderseits die Trennung von allem was wir liebten,
denn ausser unseren Hausrat werden wir alles zuruecklassen muessen, was uns je
etwas bedeutet hat.
Peter wusste aus den
Telefongespraechen mit seinem zukuenftigen Chef eigentlich was ihn erwartet und
was von ihm erwartet wird. Peter wuerde kuenftig als Team-Driver mit
Oil-Equipment von Edmonton/Canada nach Houston/Texas und zurueck unterwegs sein
und das in einem 3-Wochenrhythmus und 1 Woche zu Hause.
Mir stand bei der Einreise
nach Canada auch ein Open Workpermit zu– aber bei meinen fliessenden
Nichtenglischkentnissen? Aus diesem Grund wollte ich mehr ueber das
alltaegliche Leben in Erfahrung bringen.
Zwischen Entruempeln,
verkaufen von Ueberfluessigem und Packen von unzaehligen Kartons, versuchte ich
mich in diversen Auswanderer-Foren und Blogs auf ein Leben in Canada
einzustimmen. Das hat mich nicht wirklich weitergebracht. Ok, ich wuste jetzt
schon mal dass Klopapaier, Kuechenrollen, Kaese und Waschpulver sehr teuer
sind. Auch das die Schokolade nichts schmeckt und obendrein teuer ist. Dann
konnte ich lesen, dass man gute Kinderschuhe sich am besten aus Deutschland
schicken laesst und die extreme Kaelte nur auf dem kurzen Weg von der Haustuer
bis zum bereits vorgewaermten Auto in der Garage ertragen laesst und
Waschmaschinen die reinste Katastrophe sind = was auch stimmt !! (das erklaere
ich mal ganz ausfuehrlich in einem der naechsten Posts)
Fazit meiner Recherche – Es gibt nichts ausser Mist zu kaufen oder aber,
wenn kein Mist, dann teuer.
Heute, nach 977 Tagen in Canada, kann ich sagen , dass da einiges Wares
dran war.
Das waren ja tolle Aussichten -
Der Tag X rueckte immer naeher. 2Tage vor Abflug kam ein LKW und brachte
den 20fuss Container,der binnen 2 Stunden beladen sein musste – eine echte
Herausforderung. Wir hatten zwar reichlich Helfer, schafften es trotzdem nicht
innerhalb der vorgegebenen Zeit unsere Moebel und Kartons im Container so zu
verladen, dass sie waehrend der langen Seereise (ein Containerschiff bewegt
sich ja je nach Seegang in alle Richtungen hoch, runter und nach allen Seiten)
nicht verrutschen oder umfallen konnten. Nach 5 Stunden war alles vepackt – was
3 Stunden zusaetzliche Standzeit kostete.
Fertisch ! Ab gehts auf die grosse Reise
Der Abschied
Song von Tom Astor
An den traenenreichen Abschied am Frankfurter Flughafen will ich nicht
zurueck denken.
Die ersten 3 Stunden im Flieger verbrachte ich damit, meinen Heulkrampf in
den Griff zu bekommen. Irgendwann schlief vor Erschoepfung ein. Nach etwa 10
Stunden Flug landeten wir in Calgary. Waehrend des Fluges hatten Peter und ich an
den moeglichen Fragen des Immigrationsofficer geuebt, denn wir wussten, dass
ich nur mein OpenWorkpermit bekomme, wenn ich selbst in englisch danach fragen
kann. War wohl ein Satz mit X. Ich bekam kein Wort raus und habe auch nichts verstanden.
Peter erhielt sein WP ohne grosse Probleme – gut ich brauchte ja erstmal kein
WP. Durch die etwas langwierige Prozedur verpassten wir unseren Anschlussflug
nach Edmonton und mussten auf den naechsten Flug ca. 3 Stunden warten.
Von der Kaelte draussen hatten wir bisher noch nicht viel mitbekommen – wir
kamen aus einem gut gewaermten Flieger. Waehrend der letzten 12 Stunden hatten
wir keine Zigarette mehr rauchen koennen und nutzten nun die Gunst der Stunde
um unseren Nitotinspiegel wieder etwas aufzufuellen. Wir suchten nach einer Raucherecke
(aehnlich wie in Ffm-Flughafen – die luftdichten Kabinen) – ehm Fehlanzeige –
wie mussten raus. UND DA KAM DER ERSTE KAELTESCHOCK! Es war Ende Jan., abends
gegen 18:00 Uhr Ortszeit und es herrschten -27 Grad draussen. Ich habe bis dahin
noch nie so gefroren und gezittert. Peter und ich dachten warm angezogen zu
sein – Irrtum. Unsere Haende waren binnen Sekunden blau gefroren und an einen
Genuss der Zigarette war nicht zu denken. Wir entschieden auf den Genuss
weiterer Zigaretten zu verzichten und waermten uns im Flughafegebaeude wieder
auf.
Der Weiterflug nach Edmonton dauerte nur 45 Min. Unsere Bekannten warteten
schon und fuhren uns in unsere vorlaeufige Bleibe
Ueber ein Dach ueberm Kopf brauchten wir uns vorerst
keine Gedanken zu machen. Wir konnten fuer die Uebergangszeit bei unseren
Bekannten wohnen.
unser erstes zu Hause