in unserem Fall stimmt das leider nicht. Wir waren diejenigen die immer brav
unsere Pflicht getan hatten und andere wollten nicht hoeren – und trotzdem
mussten WIR diesen Ungehorsam anderer bitter in unserem Geldbeutel spueren.
Es war Ende Januar; unser Truck musste zur Saftyinspection.
Super! denn
nach den zahlreichen Breakdowns(jetzt hab ich es richtig geschrieben) kam dieser Termin genau richtig. Die Inspection
sollte 2 – 3 Tage dauern. Fuer uns eine willkommene Gelegenheit mal diese Zeit
in einem Hotel zu verbringen und gleichzeitig noch ein Paar Dinge zu erledigen.
Am dritten Tag rief Peter frueh morgens in der Firma an um zu fragen wie weit
der Truck denn sei, denn wir mussten bis 11 Uhr im Hotel auschecken. Die
Antwort war: „Euer Truck ist bis 16 Uhr fertig“. Ok, wir checkten also aus und
fuhren erst noch zum Grosseinkauf (Vorraete fuer unseren Truck) in den nahegelegenen
Walmart. Unseren vollgeladenen PKW stellte Peter dann auf dem Parkplatz des
Firmengelaende ab und ging in die Werkstatt um zu sehen ob der Truck fertig
ist.
Was Peter da feststellen musste schlaegt dem Fass den Boden raus!!!! Euer
Truck steht bei Freightliner, das Getriebe ist im Ar.....! Ach nee!!,
antwortete Peter, dass habt ihr endlich gerafft?!!!? Seid einem ¾ Jahr laufe
ich Euch bwz. dem zustaendigen Schlipstraeger hinterher und fuelle staendig die
Reparaturzettel aus und lege diese Eurem Oberboss persoenlich auf den
Schreibtisch und – und nix passiert!! Im Oktober war ich 3 Wochen im Urlaub –
da haette das Getriebe repariert werden koennen!! Nein, kaum war ich aus dem
Truck, musste dieser wieder mit einem anderen Fahrer auf grosse Tour.
Stinksauer ging Peter ins Buero des Zustaendigen und stellte diesen zur Rede.
Als Antwort kam nur ein freches Grinsen. Shit Happens. Und nun? Peter verlangte
auf Firmenkosten ein Hotel, es war Freitagnachmittag – demnach wuerde die
Freightliner Werkstatt nicht vor Montag anfangen – super!
No work no money!!!! Wir haetten die Moeglichkeit gehabt einen
anderen Truck fuer eine ungewisse Weile zu uebernehmen. Es standen 3 Truck auf
dem Gelaende. Nach genauer Besichtigung dieser Truck’s (alle waren total
versuefft) und reiflicher Ueberlegung ob wir ueberhaupt gewillt sind unseren
kompletten „Hausrat“ auszuraeumen incl. aller Elektroinstallationen und in
einen anderen Truck wieder einzuraeumen und dann nach 2 – 3 Wochen das gleiche
Theater, beschlossen wir das Hotel vorzuziehen.
Nach 8 Tagen Hotel konnten/durften wir endlich wieder auf Tour und wieder
Geld verdienen. Selbstverstaendlich versuchten wir unseren „Vedienstausfall“ in
Form eines Layover mehrmals einzureichen – vergeblich! Da unser Hometerminal in
Lethbridge ist und der Truck dort in der Werkstatt war – hatten wir eben einen
ungewollten/befohlenen „Heimurlaub“.
Fazit: den Letzten beissen die Hunde, denn
ein Long Haul Driver steht ganz am Ende einer langen Herarchiekette und ist den
Sesselbubsern ausgeliefert – ich finde diese Machtspielchen hier in Kanada schlimmer
als in Deutschland.
Long-Haul-Driver!
Fuer viele in Deutschland vieleicht ein Traum – einen Schnauztruck zu
fahren, die endlose Weite zu geniessen, keine Staus, mit ueber 100 Kmh ueber
die Hwy’s zu brettern und dabei auch noch Geld verdienen und was von der Welt sehen.
Die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus!
Waehrend unserem 8-taegigem Hotelaufenthalt (in diesem Hotel steigen alle
Fahrer unserer Firma ab) trafen wir auf die neu angeheuerten Fahrer(frisch aus
England und Holland) unserer Firma.Mit einigen haben wir uns unterhalten. Ich
bekam eine Gaensehaut von dem was ich da
hoerte.
Es war schon erstaunlich zu erfahren mit welch klebrigem Zuckergeschwafel und
dem Verschweigen von Tatsachen die Leute ins Traumland Canada gelockt wurden.
Es gibt hier zweierlei Slogan’s:
Time is Money und No Work no Money. Ich glaube, dass das schon alles sagt.
Auch in Kanada kostet das Leben Geld. Hier haengt der Himmel nicht voller
Geigen. Ein Haus fuer eine Familie mit Kindern kostet hier gut 1/3 und mehr des
Lohns ohne Nebenkosten. Fuer TV, Telephon und Internet muss man im
dreistelligen Bereich rechnen. Lebensmittel sind etwa gleich teuer wie in Deutschland.
Moebel finde ich hier nicht nur haesslich sondern auch sehr teuer. Fuer eine
Familie mit Kindern wird es hier sehr hart werden, bei einem Verdienst. Neben
den alltaeglichen Rechnungen ist es besonders hier erforderlich Geld auf die
hohe Kante zu legen.
Es gibt weder bezahlten Urlaub noch im Krankheitsfall eine
Lohnfortzahlung. Faehrst Du Meilen, haste Geld. Dann kommt noch die Willkuer
hinzu! Steht man auf einer Shitliste beim Dispatch z.B. bekommst du auch keine
Meilen zusammen, faehrst nur kurze Touren, oder stehst 1 – 2 Tage nur rum bis
zur naechsten Tour – also wird es dann auch irgendwie eng mit dem Bezahlen von
Rechnungen.
Viele der Fahrer hier nehmen Ihre Katze oder Hund mit auf den Truck
– oder auch Frau/Freundin, warum? Ganz einfach – jedes Off Duty (mal ein Paar
Tage zu Hause sein) bedeutet: No Work no Money!
Unsere Firma verlangt von Ihren
Fahrern, dass sie mindestens 14 Tage „draussen“ sind. Erfahrungsgemaess werden
daraus dann eher 3 – 4 Wochen. Ich bin schon seid Jahren eine Truckerehefrau
und an das lange Getrenntsein gewohnt, ich kann mir aber gut vorstellen, dass
es Ehefrauen/Freundinnen und/oder Kinder gibt, die ihren Mann/Vater nach 4
Wochen mit „Hallo Fremder“ begruessen – ist dass der Traum vom Truckdriving in
weiter Ferne mit 100kmh ueber die Hwy’s und das in einem Schnauztruck? Fuer
einen Single der das Abenteuer sucht – ja vieleicht – er ist ja in Gesellschaft
– denn die Einsamkeit, auf den weiten, oeden und endlos langen Hwy’s, faehrt ja
mit...........
Ich weiss, dass das keiner lesen will, weil es so ist wie es ist. Uns geht
es gut wir schreiben dies auch nicht aus Frust sondern – falls ich mal mehr
Leser habe – als „MachdieAugenaufundlassDirnichtsvormachen“.