Dienstag, 19. März 2013

Wer nicht hoeren kann muss fuehlen


in unserem Fall stimmt das leider nicht. Wir waren diejenigen die immer brav unsere Pflicht getan hatten und andere wollten nicht hoeren – und trotzdem mussten WIR diesen Ungehorsam anderer bitter in unserem Geldbeutel spueren.

Es war Ende Januar; unser Truck musste zur Saftyinspection. 
Super! denn nach den zahlreichen Breakdowns(jetzt hab ich es richtig geschrieben) kam dieser Termin genau richtig. Die Inspection sollte 2 – 3 Tage dauern. Fuer uns eine willkommene Gelegenheit mal diese Zeit in einem Hotel zu verbringen und gleichzeitig noch ein Paar Dinge zu erledigen. 

Am dritten Tag rief Peter frueh morgens in der Firma an um zu fragen wie weit der Truck denn sei, denn wir mussten bis 11 Uhr im Hotel auschecken. Die Antwort war: „Euer Truck ist bis 16 Uhr fertig“. Ok, wir checkten also aus und fuhren erst noch zum Grosseinkauf (Vorraete fuer unseren Truck) in den nahegelegenen Walmart. Unseren vollgeladenen PKW stellte Peter dann auf dem Parkplatz des Firmengelaende ab und ging in die Werkstatt um zu sehen ob der Truck fertig ist.
Was Peter da feststellen musste schlaegt dem Fass den Boden raus!!!! Euer Truck steht bei Freightliner, das Getriebe ist im Ar.....! Ach nee!!, antwortete Peter, dass habt ihr endlich gerafft?!!!? Seid einem ¾ Jahr laufe ich Euch bwz. dem zustaendigen Schlipstraeger hinterher und fuelle staendig die Reparaturzettel aus und lege diese Eurem Oberboss persoenlich auf den Schreibtisch und – und nix passiert!! Im Oktober war ich 3 Wochen im Urlaub – da haette das Getriebe repariert werden koennen!! Nein, kaum war ich aus dem Truck, musste dieser wieder mit einem anderen Fahrer auf grosse Tour.

Stinksauer ging Peter ins Buero des Zustaendigen und stellte diesen zur Rede. Als Antwort kam nur ein freches Grinsen. Shit Happens. Und nun? Peter verlangte auf Firmenkosten ein Hotel, es war Freitagnachmittag – demnach wuerde die Freightliner Werkstatt nicht vor Montag anfangen – super!
No work no money!!!! Wir haetten die Moeglichkeit gehabt einen anderen Truck fuer eine ungewisse Weile zu uebernehmen. Es standen 3 Truck auf dem Gelaende. Nach genauer Besichtigung dieser Truck’s (alle waren total versuefft) und reiflicher Ueberlegung ob wir ueberhaupt gewillt sind unseren kompletten „Hausrat“ auszuraeumen incl. aller Elektroinstallationen und in einen anderen Truck wieder einzuraeumen und dann nach 2 – 3 Wochen das gleiche Theater, beschlossen wir das Hotel vorzuziehen.

Nach 8 Tagen Hotel konnten/durften wir endlich wieder auf Tour und wieder Geld verdienen. Selbstverstaendlich versuchten wir unseren „Vedienstausfall“ in Form eines Layover mehrmals einzureichen – vergeblich! Da unser Hometerminal in Lethbridge ist und der Truck dort in der Werkstatt war – hatten wir eben einen ungewollten/befohlenen „Heimurlaub“.
Fazit: den Letzten beissen die Hunde, denn ein Long Haul Driver steht ganz am Ende einer langen Herarchiekette und ist den Sesselbubsern ausgeliefert – ich finde diese Machtspielchen hier in Kanada schlimmer als in Deutschland.

Long-Haul-Driver!
Fuer viele in Deutschland vieleicht ein Traum – einen Schnauztruck zu fahren, die endlose Weite zu geniessen, keine Staus, mit ueber 100 Kmh ueber die Hwy’s zu brettern und dabei auch noch Geld verdienen und was von der Welt sehen.
Die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus!
Waehrend unserem 8-taegigem Hotelaufenthalt (in diesem Hotel steigen alle Fahrer unserer Firma ab) trafen wir auf die neu angeheuerten Fahrer(frisch aus England und Holland) unserer Firma.Mit einigen haben wir uns unterhalten. Ich bekam eine Gaensehaut  von dem was ich da hoerte.
Es war schon erstaunlich zu erfahren mit welch klebrigem Zuckergeschwafel und dem Verschweigen von Tatsachen die Leute ins Traumland Canada gelockt wurden.

Es gibt hier zweierlei Slogan’s: Time is Money und No Work no Money. Ich glaube, dass das schon alles sagt.

Auch in Kanada kostet das Leben Geld. Hier haengt der Himmel nicht voller Geigen. Ein Haus fuer eine Familie mit Kindern kostet hier gut 1/3 und mehr des Lohns ohne Nebenkosten. Fuer TV, Telephon und Internet muss man im dreistelligen Bereich rechnen. Lebensmittel sind etwa gleich teuer wie in Deutschland. Moebel finde ich hier nicht nur haesslich sondern auch sehr teuer. Fuer eine Familie mit Kindern wird es hier sehr hart werden, bei einem Verdienst. Neben den alltaeglichen Rechnungen ist es besonders hier erforderlich Geld auf die hohe Kante zu legen.
Es gibt weder bezahlten Urlaub noch im Krankheitsfall eine Lohnfortzahlung. Faehrst Du Meilen, haste Geld. Dann kommt noch die Willkuer hinzu! Steht man auf einer Shitliste beim Dispatch z.B. bekommst du auch keine Meilen zusammen, faehrst nur kurze Touren, oder stehst 1 – 2 Tage nur rum bis zur naechsten Tour – also wird es dann auch irgendwie eng mit dem Bezahlen von Rechnungen.
Viele der Fahrer hier nehmen Ihre Katze oder Hund mit auf den Truck – oder auch Frau/Freundin, warum? Ganz einfach – jedes Off Duty (mal ein Paar Tage zu Hause sein) bedeutet: No Work no Money!
Unsere Firma verlangt von Ihren Fahrern, dass sie mindestens 14 Tage „draussen“ sind. Erfahrungsgemaess werden daraus dann eher 3 – 4 Wochen. Ich bin schon seid Jahren eine Truckerehefrau und an das lange Getrenntsein gewohnt, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es Ehefrauen/Freundinnen und/oder Kinder gibt, die ihren Mann/Vater nach 4 Wochen mit „Hallo Fremder“ begruessen – ist dass der Traum vom Truckdriving in weiter Ferne mit 100kmh ueber die Hwy’s und das in einem Schnauztruck? Fuer einen Single der das Abenteuer sucht – ja vieleicht – er ist ja in Gesellschaft – denn die Einsamkeit, auf den weiten, oeden und endlos langen Hwy’s, faehrt ja mit...........
Ich weiss, dass das keiner lesen will, weil es so ist wie es ist. Uns geht es gut wir schreiben dies auch nicht aus Frust sondern – falls ich mal mehr Leser habe – als „MachdieAugenaufundlassDirnichtsvormachen“.