Mittwoch, 7. November 2012

Ein voellig neues Leben



Nachdem wir den Jetlag verarbeitet hatten fingen fuer uns bereits am naechsten Tag die Laufereien an. Erstmal hat uns Peters Chef bei der Eroeffnung eines Bankkontos geholfen, dann sind wir mit unseren Bekannten nach Edmonton gefahren um uns bei der Sozialversicherung zu registrieren und bei der Krankenkasse anzumelden. Die Temperaturen liessen da keine Freude aufkommen. Zu den Minusgraden kam noch ein heftiger Wind hinzu. Wir hatten eben nur unsere deutschen Winterklamotten an – durchgefroren bis auf die Knochen hinterlies der 1. Tag in Kanada keinen guten Eindruck. 

Auch die darauffolgenden Tagen waren mit Laufereien ausgefuellt. Peter musste erstmal seinen deutschen PKW-Fuehrerschein gegen einen Kanadischen umtauschen. Sein deutscher LKW-Fuehrerschein wurde hierdurch ungueltig, den musste er hier neu machen. Zuerst kam der Medical Check und dann ein Drogentest, dann muste Peter auf der Registry den theoretischen Teil der Fuehrerscheinpruefung bestehen – leichter getan als gesagt – nach 4 Anlaeufen klappte es dann. Jetzt hiess es fuer Peter aus Buechern bueffeln fuer den Airbrake Test sowie einpaar Fahrstunden mit dem Firmen-LKW, den er aber nur mit Beifahrer.fahren durfte. Bis Peter alle seine notwendigen Pruefungen hinter sich hatte und endlich anfangen konnte zu arbeiten gingen 6 Wochen ins Land. 

Fuer mich hies es in der Zwischenzeit sich mit den „hausfraulichen“ Dingen auseinander zusetzen. Das fing mit ganz banalen Dingen an, wie Essen kochen. Nichts leichter als das – du hast ja in Deutschland ueber 35 Jahre einen Haushalt gehabt und alle waren von deinem Essen begeistert. Ja ne, alles was ich versucht habe zu kochen schmeckte irgendwie scheisse. Das Fleisch schmeckt anders, das Gemuese schmeckt nach gar nichts und die Gewuerze sind auch anders im Geschmack. Diesen Teil hakte ich als erledigt ab – erstmal nichts mehr kochen. Ok, ich versuche es mit einkaufen – das kann ja nicht so schwer sein. Selbst ohne Englischkenntnisse erklaeren sich viele Dinge durch Bilder. Leider hatte ich da auch kein Glueck, ich stand kopflos vor den riesigen Regalen mit Unmengen von Artikeln – die ich nicht kannte und mir auch nichts sagten. Dieses Thema war dann auch als gescheitert abgehakt. Waesche waschen – das wars – Waschmaschinen in Kanada waschen auch nur mit Wasser. Zu meinem Glueck hatte meine Bekannte eine moderne Frontladermaschine. Hurra mein erstes Erfolgserlebnis. 

Peter hatte jetzt seinen ersten Monat gearbeitet – er fuhr Oil Equipment von Kanada nach Texas. Was das fuer ihn bedeutete, hatte man zwar im Vorfeld erwaehnt aber was dies in der Kanadischen Kaelte bedeutet musste Peter bitter selbst erfahren. Alle Teile seiner Ladung fuer Texas standen verstreut auf dem Firmenhof. Peter musste anhand einer Ladeliste seine Teile mit dem Forklift zusammen suchen und genau nach Gewicht die Ladung auf die einzelnen Achsen verteilen – wehe dem er hatte mal falsch gerechnet und somit zuviel Gewicht auf einer Achse, dann hiess es, alles wieder runter und neu verteilen, das kann ja mal vorkommen, nur bei minus 30 Grad haelt man es in der Kaelte knappe 15 Min. aus, dann rein in den Truck, aufwaermen, und das gleiche Spiel wieder von vorne. Minus 30 Grad lassen sich bei Sonnenschein ja noch ertragen, aber nicht mit dem eisigen Wind – dann sind es gefuehlte -50 Grad. Auf gut Deutsch – es war Knochenarbeit, die Ladung musste anschliessend noch mit Gurten, teilweise mit Planen gesichert werden. Durch die viele Kleidung (Zwiebellook) wird man recht unbeweglich und ermuedet auch schnell. Bis der Truck dann endlich abfahrtbereit war, vergingen gut 5 – 6 Stunden.

Wir wohnten 3 Monate bei unseren Bekannten. Die Wohungssuche erwies sich als schwierig. Bezahlbarer Wohnraum war in dieser Gegend rarr. Erst durch die Bemuehungen von Peters Chef fanden wir ein kleines Haeuschen. Zwischenzeitlich war auch schon unser Container nach einer 6 woechigen Reise angekommen. Die Zollformalitaeten gingen mal reibungslos. Unser Hab und Gut verstauten wir erstmal in der Lagerhalle vom Chef.
Waehrend Peter in den USA unterwegs war, haben Arbeitskollegen und ich die Moebel und Kisten aus der Halle geholt und in unser Haeuschen gebracht. Ausser dem Esstisch, den Stuehlen und dem Bett musste nichts weiter zusammengeschraubt werden. Nach einer Wochen aus- und einraeumen hatten wir unser erstes eigenes Zuhause. Jetzt musste ich noch so einiges einkaufen, vom Salz ueber Toaster bis hin zum Staubsauger. Dann noch die ganzen Anmeldungen fuer Wasser, Gas, Strom, Telefon, Fernsehen und Internet. Bei Allem wurde ich eine Kaution verlangt. Unser mitgebrachtes Geld aus Deutschland und die ersten Lohnschecks waren schnell aufgeraucht. Da Peter ja noch unterwegs war, wusste er gar nicht wo er zukuenftig wohnen wird. Ich gab ihm die Adresse per Telefon durch – Peter gab sie in sein Navi ein um den Weg nach Hause zu finden. Endlich waren die ersten Anfangsschwierigkeiten gemeistert – Ja wirklich?
Fortsetzung folgt......

3 Kommentare:

  1. Herz zerreisend wie du schreibst, Nina. Ich habe oftmals geschmunzelt und mich an unseren Anfang erinnert. Ja, ja aller Anfang ist schwer. Und trotzdem haben wir es geschafft. Gut, einige haben aufgegeben. Jeder macht da so seine eigenen Erfahrungen. Ich bin schon gespannt wie es weiter ging bei euch und warte auf die Fortsetzung. LG Petra

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  2. Ja, ich finde auch, daß sich deine Geschichte gut liest. Bin gespannt, wie es bei euch weiter ging...

    LG aus NC
    Hedda.

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  3. Vielen Dank fuer Euere Beitraege. Es freut mich, wenn es Euch gefaellt und Ihr die Fortsetzungen mit Interesse verfolgt. Es wird spannend weitergehen.
    LG Nina

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